Donnerstag, 20. Oktober 2016

Scopitone Festival 2016 in Nantes | Cultures électroniques et Arts numeriques | 5. Station READi Design Lab École de Design Nantes Atlantique


READi Design Lab École de Design Nantes Atlantique

 

 

 
Screenshot Homepage: READi Design Lab Nantes



Nur paar hundert Meter von Stereolux entfernt, befindet sich meine nächste Station des Scopitone Festivals: Die Hochschule für Design auf der Île de Nantes.
Das super moderne Gebäude bietet eine reichliche Auswahl an Bachelor- und Masterstudiengängen für diverse Design-Fachbereiche.
Links ein Screenshot von der Webseite, um ein paar Beispiele zu zeigen. Die Homepage ist ästhetisch hochwertig gestaltet und sehr benutzerfreundlich orientiert. Interessant sind auch die drei verschiedenen Standorte Nantes, Delhi und Shanghai. Moderne Städte die für durch ihr internationales Denken und Agieren und ihre innovative Kreativität auszeichnen

Die Hochschule und ihre Studenten arbeiten neben privaten Kooperationen, eng mit den jeweiligen städtischen Gemeinden. Dies ermöglicht eine Vielzahl von interessanten Projekten, die auch im öffentlichen Raum zu tragen kommen. 

Mir gefällt die aktive Verknüpfung von Bildungsinstitution und dem öffentlichen Raum, da so die beste Grundlage für ein gewissenhaftes Zusammenleben in einer Gesellschaft angesichts neuer technologischer Möglichkeiten und Herausforderungen geschaffen wird.










Recif _ Uluce

 

 

Um ein harmonisches Zusammenleben zu ermöglichen ist es substanziell erst einmal ein aufmerksames Bewusstsein seiner Umgebung zu schaffen um sich selbst als aktives Mitglied im gesellschaftlichen Prozess von Aktionen und Reaktionen zu begreifen zu können.

Das Ziel des französischen Kollektivs Recif  ist es Räume der Expression, Reflexion und des Träumens zu kreieren. 
Zusammengesetzt aus der Grafikdesignerin Lola Faraud, Dem Designer für Interaktion Romain Ronflette und der Kompositionist und Klangdesigner Quentin Hemonet, nutzt die Gruppe ihre verschiedenen Expertisen in ihren digitalen Experimenten die Welt in der wir leben zu repräsentieren.

Diesen Leitgedanken hat das Kollektiv zum Beispiel in Uluce realisiert.
Die Installation vereinigt Wahrnehmung und aktives Teilhaben auf eine poetische Weise und wird somit zu einer regelrecht sinnlichen Erfahrung.
Sie besteht aus 13 geometrischen Oberflächen aus feingespannter Leinwand und bildet eine minimalistische Struktur.
Jeder dieser Oberflächen ist mit Licht- und Klangsignalen verbunden, die durch die Berührung des Rezipienten oder besser gesagt des Benutzers, aktiviert werden. 
Die Klänge wurden zuvor aus einer alltäglichen Umgebung aufgezeichnet und anschließend modifiziert. Man kann nur schwer erahnen, aus welchem Ursprung sie stammen oder man benutzt seine Phantasie um eigene Assoziationen hervorzurufen.

Ganz egal für welche Art des Tagträumens sich der Besucher entscheiden mag, bleibt er doch Autor eines improvisierten Stückes aus Musik und Licht!


©Rojan-Lynn Frey, Uluce, Installationsansicht

© Rojan-Lynn Frey, Uluce, Installationsansicht


 

Mittwoch, 19. Oktober 2016

Scopitone Festival 2016 in Nantes | Cultures électroniques et Arts numeriques | 4. Station : TREMPOLINO

TREMPOLINO, die Geschichte als Quelle der Inspiration

 

Das Trempolino ist der zweite Teil der fabrique, welche sich unmittelbar an einem enormen Längsschiff einer ehemaligen Schiffswerft befindet. 
Bei der Umsetzung des architektonisch institutionellen Projektes spielt der Bezug zu der Stadtgeschichte eine bedeutende Rolle. 

Auf der gesamten  Île de Nantes begegnet man den  historischen Artefakten, die Zeugen einer Zeit sind, in der Nantes durch seine vorteilhafte geographische Lage bis Mitte des 20. Jahrhunderts ein kommerzieller Knotenpunkt war. Im Jahre 1989 wurde die letzte Werft geschlossen und sehr Seehafen gänzlich nach Saint Nazaire verlegt.

Ehemalige Schiffswerft die heute Vorbau der fabrique und machînes de l'île ist.
© fotocommunity.org




Auch wenn die ehemaligen Werften heute einem ganz anderen Zweck als dem Bau und der Restauration von Schiffen dienen, wird nichtsdestotrotz ihr Vermächtnis auf eine ganz eindrucksvolle Weise bewahrt. 
Heute befinden sich in ihnen zum großen Teil Design und Architekturbüros, Ateliers, Museen, Bars und Kulturzentren à la fabrique.

Im Laufe der letzten Jahre unterzog sich die Stadt einem enormen Wandel und die Großbaustellen sind immer noch gegenwärtig.
Mich hat vor allen Dingen die äußerst ausgeklügelte Verbindung zwischen alter Industiearchitektur und erfrischend moderner Materialien der umliegenden Bauten beeindruckt. 

Trempolino greift Materialien wie Beton und Metall spielerisch auf und wird durch leuchtende Farbakzente hevorgehoben. In diesem Inselareal herrscht durch dieses detailverliebte Gesamtensemble eine Dynamik.
Das Trempolino widmet sich zeitgenössischen Konzerten regionaler und internationaler Musiker und anderen darstellenden Künsten, wie zum Beispiel im Rahmen
des Scopitone-Festivals.


Außenansicht des Trempolino


 Children of the Light _ Diapositive 1.2

Hinter diesem mysteriösen Künstlernamen Children of the Light verbirgt sich die Zusammenarbeit zwischen dem in Amsterdam lebenden Norweger Christopher Gabriel und dem Niederländer Arnout Hulskamp. Beide kommen aus dem Bereich der visuellen Kunst und bedienen sich bei der Umsetzung ihrer perspektivischen Darstellungen und ihrer besonderen Installationen an den verschiedenen Effekten des Lichtspektrums (Lichtbrechung, Reflexion etc.). Durch ihre Arbeiten erzeugen sie gewissermaßen Illusionen die uns als Betrachter unsere Wahrnehmung auf unsere Umwelt in Frage stellen lassen.

Als ich den Raum betrat, herrschte zunächst vollkommene Dunkelheit und Stille. Vorsichtig näherte ich mich der Finsternis in der Hoffnung in keinen Besucher reinzulaufen, vergebens.
Als wir uns alles nebeneinander gereiht hatten und gespannt warteten, fingen zunächst experimentelle Klänge an uns zu umgeben und unseren Orientierungssinn noch mehr zu verwirren. 
Ich war froh, dass das Licht sich nur langsam heller wurde, jedoch wurde man trotzdem ein wenig von ihm geblendet.

Installationsansicht 1, Diapositive 1.2

Installationsansicht 2, Diapositive 1.2

Installationsansicht 3, Diapositive 1.2
Installationsansicht, Diapositive 1.2


Diapositive 1.2 ist eine Installation, die Kinetik, Licht und Klang miteinander vereint. 
Sie besteht aus einem rotierenden schwarzen Metallring, welcher jeweils rundum auf der Innen- und Außenseite mit LED-Lichtern ausgestattet ist.
Aus der Innenseite traten Nebelschwaden aus die durch die präzise Fokussierung der Lichtstrahlen, in dem Ring gefangen zu sein schienen. 
Durch die Rotation des Ringes, begleitet von den wirren Klängen, hatte der ständige Wechsel der Perspektive auf das Objekt einen hypnotischen Effekt.

Der Kontrast zwischen Schatten und Licht, Schwarz und Weiß,Tiefe und Oberfläche erzielte durch seine minimalistische Präsentation einen maximalen Effekt. 
Die Wahrnehmung des Moments beziehungsweise der Aneinanderreihung dieser vielen Momente intensivierte sich und hinterließ noch nach dem Verlassen des Gebäudes einen bleibenden Eindruck, man fühlte sich auf eine gewisse Weise vernebelt, im wahrsten Sinne des Wortes.



Mittwoch, 12. Oktober 2016

Scopitone Festival 2016 in Nantes | Cultures électroniques et Arts numeriques | 3. Station : Stereolux

Stereolux

 

Das Stereolux ist ein Kulturzentrum in Nantes, das sich Konzerten verschiedener Musikgenres und digitaler Kunst widmet. Es zählt zu dem kulturellen Gemeindezentrum La Fabrique (laboratoires artistiques) und eröffnete seine Pforten im September 2011.
Erbaut von der Agentur für Architektur Tétrarc, misst das Gebäude eine Gesamtfläche von 4 900 m², auf dem zwei Sääle Micro und Maxi für jeweils 400 und 1 200 Zuschauer untergebracht sind.
Auf den weiteren Etagen sind mehrere Büros, eine 140 m² große intermediale Plattform für akustische Experimente und Räumlichkeiten für temporäre Ausstellungen vorzufinden.
Der Raum Multi auf der obersten Etage misst 300 m² und wir für multimediale Kreationen genutzt. Zudem bietet Stereolux des öfteren  Ateliers zu Kunst und Technologie an, bei denen man im Rahmen von Gruppenarbeiten unter der Leitung von Experten eigene innovative Ideen miteinbringen kann. 


La Fabrique, Stereolux, Gebäude, Außenansicht
La Fabrique, © Stereolux, Außernansicht
Auch im Rahmen des Scoptine Festivals, welches seit 2013 von Stereolux initiiert und organisiert wird, wurden solche spannenden Ateliers im Tagesprogramm angeboten. Leider fehlte mir die Zeit daran teilzunehmen, sie gaben sicherlich einen praktischen Einblick in die technologische Entwicklung innerhalb der Kunst und Musik unserer heutigen Zeit.


Félix Luque Sánchez _ Clones


Der gebürtige Spanier Félix Luque Sánchez lebt und arbeitet in Brüssel und war von 2001 – 2007 Mitglied am Institut für Audiovisual Communication an der Universität Pompeu Fabra in Barcelona.
Heutzutage ist der Künstler weltweit bekannt für seine Installationen und für die Entwicklung von Programmen und Softwares für andere Künstlerkollegen. 2012 erhielt er für seine Arbeit die Auszeichnung New Technological Art Award.


Clones ist eine doppelte Installation des Künstlers Félix Luque Sanchez, welche ein Teil seines Gesamtkonzeptes Different Ways To Identify ist. Dazu gehören auch die Werke Modular und Chaos, welche auf der BIAN 2014 (Biennale d'Art Numérique de Montréal) zu sehen waren.
Clones setzt sich aus zwei Pendeln zusammen, die seitenverkehrt an eine Wand angebracht sind.
Sie sind in der Höhe lebensgroß und bewegen sich mithilfe von Algorithmen entlang zweier Balken aus Metall. Die künstlich erzeugten Bewegungen wirken chaotisch und zufällig
Durch diese scheinbare Ungeschicktheit beim Versuch das Gleichgewicht der Pendel beim höchsten Punkt aufrecht zu erhalten, wirkt diese Installation ergreifend menschlich.
Die Ausgeglichenheit der Pendel ist nur von kurzer Dauer und niemals sicher in seiner durch Zufall gesteuerten Umwelt, die immerzu den Regeln des Chaos zu folgen scheint.



Scopitone 2016, Clones, Installationsansicht

© Scopitone 2016, Clones, Installationsansicht

Ich fand es wahnsinnig interessant, wie der Künstler durch eine solche minimalistische Darstellungsform es geschafft hat, einen Wiedererkennungwert zu kreieren.
Obwohl es sich hierbei um Maschinen handelt, vermitteln diese etwas Vertrautes, gar Menschliches.


© medium.com, Clones, Installationsansicht

Jeder kennt die Situationen, in denen man sich unsicher fühlt und mit etwas ungeschickt umgeht. Sei es eine praktische Tätigkeit (eine neue Sportart, Zeichnen, Schreiben etc.) oder auch der ungeschickte Umgang in zwischenmenschlichen Beziehungen. Auch wenn alles scheinbar gut läuft, hinterfragt man immerzu die scheinbar allgegenwärtigen Risiken, die seine Ausgeglichenheit und sein sicheres Wohlbefinden zu gefährden drohen.






 
Erkennst du dich auch zumindest manchmal in dieser Empfindung wieder?



Félix Luque Sánchez & Iñigo Bilbao _ Memory Lane

 

 

© Rojan-Lynn Frey, Memory Lane, Installationsansicht


Die multimediale Installation Memory Lane war eines meiner persönlichen Hightlights des Festivals.
Sie wurde mit Clones in einem kleinen verdunkelten Raum präsentiert, sodass der Fokus komplett auf die beiden Werke gelenkt worden war und die Besucher kurzerhand aus der gewöhnlichen Wahrnehmung von Raum und Zeit geleitet hat.
Memory Lane lässt den Betrachter in eine klangvolle Welt eintauchen, in der man den Bezug zu unserer Zeit und unseres Erinnerungen hinterfragt.
Im Vordergrung schwebt ein Stein auf einem Roboterarm, der sich fortlaufend und langsam nach links und rechts bewegt. Im Hintergrund sind zwei Bildschirme nebeneinander angebracht, die ein mysteriöses Video zeigen: Eine Mischung aus geologisch-organischen Elementen und Maschinen die sich zu einer paradoxen Bildwelt zusammenfügen.



Die Vision der beiden Künstler lässt bei der Verwendung zeitgenössischer Technologien keineswegs eine tiefsinnige Faszination für die Geschichte der Menschheit und ihrer Umwelt in Anbetracht des individuellen und kollektiven Gedächtnisses außen vor.

Ich stand selbst sehr lange vor diesem Objekt und während ich nach dem teferen Sinn der Botschaft strebte, erkannte ich, dass genau in diesem Prozess des Erkennens, des Suchens nach Referenzen und des Erinnerns, die Kernaussage dieser Installation innewohnt. 




Freitag, 7. Oktober 2016

Scopitone Festival 2016 in Nantes | Cultures électroniques et Arts numeriques | 2. Station : Passage Sainte-Croix

Das Quartier Bouffay

 

Quartier Bouffay mit Blick auf Sainte-Croix

 

Der Weg vom Château des Ducs de Bretagne zu meiner 2. Station des Scopitone Festivals führt mich durch das lebendige Quartier Bouffay der Altstadt. Neben unzähligen Restaurants, Bars, Kneipen und kleinen Boutiquen zählt Bouffay zu einer der belebtesten Teile der Stadt. Es macht immer Spaß gemütlich durch die belebten Gassen zu schlendern und sich einfach von den vielen Eindrücken treiben zu lassen. Hier gehen wir Studenten abends meistens aus pour prendre un verre ou deux - meine persönliche Lieblingsbar: Le bar du coin. Immer gut besucht von hippen Gästen aller Altersklassen, bietet die Bar eine diverse Auswahl an Getränken. Die Kellner sind sehr sympathisch und manchmal gibt es auch Musik live von DJ-Set. 







Hier eine kleine Kostprobe des musikalischen Entertainers:








Von diesem kurzen Exkurs ins studentische Nachtleben von Nantes gehts zurück zu meinem kulturreichen Tagesausflug im Rahmen des Scopitone Festivals:

Passage Sainte-Croix

 

 

Innenansicht der Passage Sainte-Croix, Nantes,  © Musée des beaux arts Nantes

Die 2010 wiedereröffnete Passage Sainte-Croix wurde in einem ehemaligen Teil des Benediktiner-Klosters, welches schon im XI. Jahrhundert von den Mönchen errichtet worden war, eingerichtet.
Es handelt sich hierbei um eine äußerst gelungene Konstruktion, die durch den Einsatz leichter Materialien und Baustoffe, die antiken Gemäuer in moderner Frische untermalt, ohne ihren historischen Charm zu verdrängen.
Der frühere Innenhof wird heute von einem Glasdach geschützt, somit wirkt die heutige lichtdurchflutete Empfangshalle sehr freundlich und einladend.

Der Eingang selbst wirkt durch die pastell-getönten Scheiben recht unscheinbar, beziehungsweise lässt sich der erste Ausstellungsraum direkt dahinter nicht direkt erkennen.

Er widmet sich unabhängig vom Scopitone einer kleinen Fotoreihe des koreanischen Künstlers Daesung Lee.
On the shore of a vanishing island zeigt eine kleine Insel des Golfes von Bengalen und seine Bewohner angesicht des starken Anstieges des Meeresspiegels aufgrund der globalen Klimaerwärmung. Seit den 80 er Jahren sind bereits 50 % des Festlandes durch Erosionen im indischen Ozean verschwunden. 
Der Fotograf hat mit seinem einfühlsamen Blick die drastische Situation der dort lebenden Bevölkerung eingefangen. Die äußerst ausdruckstarken Gesichter der abgebildeten Personen berühren einen zutiefst und halten einem vor Augen, was viele von uns in der westlichen Welt noch nicht erkannt haben oder einfach nicht sehen wollen.

Daesung Lee - On the shore of a vanishing island, Woman with sheep
Daesung Lee - On the shore of a vanishing island


Martial Geoffre-Rouland _ Kinetica



Das Ergebnis der Zusammenarbeit des französischen Künstlers mit dem Veranstalter Stereolux und dem Mobilfunkanbieter Orange ist  Kinetica eine Installation, die die Mobilität der Bewohner von Nantes veranschaulicht.

Wie das funktioniert?

Martial Geoffre-Rouland, Kinetica, Installationsansicht

© Martial Geoffre-Rouland, Kinetica, Installationsansicht


Dazu wurden die Informationen zu den Bewegungen der Smartphone-Nutzer des Netzanbieters Orange gesammelt, analysiert und ausgewertet. 
Damals Science-Fiction heute gruselige Realität. Ich denke vielen Benutzern ist es garnicht bewusst, wie viele Informationen sie an diverse Unternehmen Preis geben. Und die die es wissen? Denen ist es meistens egal. Der einzige Ausweg aus der Daten-Spionage ist auf Informations- und Kommunikationstechnologien zu verzichten. Da unsere heutige Gesellschaft jedoch auf diesem technischen Fortschritt beruht scheint das wohl auch keine Option zu sein. Was da zu tun bleibt ? Abwarten, Tee trinken und möglichst in all die versteckten Kameras lächeln! 


http://www.screen-club.com/page/en/cinetica

© Martial Geoffre-Rouland, Kinetica, APP-Ansicht


Mithilfe einer angepassten App ist es sogar möglich die Daten zu einzelne Personen aufzurufen. 


Die Installation ist als Karte der Stadt Nantes zu begreifen. Die LED-Stäbe drehen sich je nach Bewegung der Personen und zeigen an, in welchen Regionen der Stadt die höchste Aktivität (Strömungen,Richtungen, satellitengestütze Ortsbestimmungen) herrscht.


http://www.screen-club.com/page/en/cinetica

© Martial Geoffre-Rouland, Kinetica, Rückseite


Durch die Vermischung von Design, Kunst und Technologie bietet Kinetica einen beeindruckenden Einblick in die Mobilität von uns und unserer Mitmenschen als Smartphonenutzer (und Benutzte?) in einer vernetzen Welt und macht somit das Unsichtbare sichtbar.


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[3. Station: Stereolux - Wenn Mensch auf Maschine trifft] 






Freitag, 23. September 2016

Scopitone Festival 2016 in Nantes | Cultures électroniques et Arts numeriques | 1. Station : Château des Ducs de Bretagne

Das Château des Ducs de Bretagne



Mein erstes Ziel an diesem herrlichen Herbsttag im September führte mich zum ersten Mal in das berühmte Schloss Château des ducs de Bretagne (dt. Schloss der Herzöge der Bretagne) im Herzen des Stadtzentrums. Es wurde im 13. Jahrhundert erbaut und befindet sich seit Anfang des 20. Jahrhunderts in Besitz der Stadt Nantes. Es steht unter strengem Denkmalschutz und wurde nach umfangreichen Restaurationsarbeiten im Jahr 2007 für Besucher und Touristen wiedereröffnet. 

Château des Ducs de Bretagne, Nantes, Installation Pledges
Installationsansicht Pledges, Château des Ducs de Bretagne, Nantes
Das Eingangstor des Schlosses führt auf einen großzügigen Innenhof, in dessen Mitte die Installation Pledges (Promesses) des Künstlers Kalliopi Lemos einen empfängt. Bei dem Boot handelt es sich um eine Allergorie der Reise und der Hoffnungen von Menschen, die im Exil leben müssen. 
Dieses Werk wird im Rahmen der Ausstellung Icônes, trésors de réfugiés (dt. Ikonen, Schätze der Flüchtlinge) gezeigt. In einem weiteren Teil des Schlosses sind die restlichen Exponate noch bis zum 13. November 2016 zu sehen.
Im Hauptteil des Schlosses befindet sich ein historisches Museum über die geschichtliche Entwicklung der Stadt und ihrer Umgebung.
Also hat das Schloss mit seiner ständigen Sammlung und den wechselnden Ausstellungen auch nach dem Festival  mehr zu bieten und ist mit seinem Mix aus Kunst, mittelalterlich-barocker Architektur eine lohnenswerte Sehenswürdigkeit. Zudem hat man von seiner Mauer aus, die ringsum das Monument führt, einen äußerst vielseitigen Ausblick auf die Gebäude der Stadt.

Aussicht Château des Ducs de Bretagne, NantesAussicht Château des Ducs de Bretagne, Nantes



Ryoichi Kurokawa _ constrained curface

 

 

Von der Mauer aus gelangt man auch zu dem Nord-West-Turm in dem drei Räume auf jeweils einer eigenen Etage im Rahmen des Scopitone Festivals den japanischen Künstlern Ryoichi Kurokawa und Katsuki Nogami  gewidmet sind.
Leider konnte die Installation Rekion Voice des Letzteren aus technischen Gründen nicht besucht werden.
Deshalb werde ich nur auf den ersten Künstler näher eingehen und seine zwei Werke vorstellen. 
Seit Anfang des 21. Jahrhunderts befasst sich Kurokawa für seine Kunstinstallationen selbständig mit Infomatik und Technologie. Auf der Suche nach  verschiedener Formen technischer Synthese, liebt er es Bild und Ton zu manipulieren und neuartig zusammenzusetzen. 

Mit constrained curface setzt der Japaner seine Werkreihe zur zeitlichen und räumlichen Wahrnehmung, welche bereits Rheo : 5 horizons (Scopitone 2010) und unfold (2016) beinhalten, fort. 

Beim Betreten des Raumes herrschte zunächst vollkommende Dunkelheit. Verzerrte Klänge hallten durch die Finsternis und erleichterten mir es nicht gerade mich zu orientieren.
Dann bemerkte ich zwei Bildschirme, die zentriert am Ende des Raumes asymetrisch angebracht waren. Trotz ihrer Größe (geschätzte 50 Zoll) wirkten sie leicht, fast schwerelos.
Dann begann das reflektierende Farbenspiel auf deren Oberfläche.

Installation, constrained curface, Kurokawa
Installation, cunstrained curface, © Rojan-Lynn Frey

Es war kein bestimmtes Bildmotiv zu erkennen, sondern vielmehr ein abstraktes Echo aus Farben, welches auf die elektronischen, ebenfalls unzuordenbaren Klänge zu antworten schien. 
Ich empfand gleichsam eine Mischung aus Verstörtheit und Faszination. 
Diese harmonische Disharmonie [es fällt mir schwer diesen paradoxen Eindruck in andere Worte zu fassen] zwischen Klang und Farbe war hypnotisierend und schaffte es tatsächlich den Betrachter aus der gewohnten Wahrnehmung seiner Umgebung loszulösen.
Diese Installation versetzte einen in eine Art Trance und war eine moderne, berauschende, eine nahezu beunruhigende Offenbarung, eine wahrliche Erweiterung der Sinne!

[An dieser Stelle sei anzumerken, dass ich keineswegs auf irgendwelchen halluzinogenen Drogen war.]